Positionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege

Wohlfahrtspflege fordert Sprach- und Integrationsmittlung

Ein Positionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege hat die politische Debatte um Sprach- und Integrationsmittlung neu entfacht.

Anfang Juni veröffentlichte die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAGFW) ein Positionspapier, in der die Politik in die Pflicht genommen wird. Denn Sprachbarrieren sind die größte Hürde für Migrant/-innen, um Leistungen des Sozial- und Gesundheitswesens in Anspruch nehmen zu können. Beratungen oder Leistungen, die gesetzlich vorgeschrieben oder für den Integrationsprozess wichtig sind, dürfen nicht mit Zugangsbarrieren versehen sein.

Gerade bei wichtigen Behördenterminen werden Betroffene ohne ausreichende Deutschkenntnisse teilweise abgewiesen, wenn sie ohne Sprachmittlung erscheinen. So werden notgedrungen Verwandte, Bekannte oder die eigenen Kinder als Laiendolmetschende mitgebracht. Diese sind häufig mit der Dolmetsch-Rolle überfordert; Missverständnisse und Ungenauigkeiten sind die Folge. Falsche oder ungenaue Angaben können bei Leistungen der Daseinsfürsorge oder während ärztliche Behandlungen existentielle Folgen haben. Dies betrifft Flüchtlinge genau wie Arbeitsmigrant/-innen.

Die aktuelle Rechtslage ermöglicht die Kostenübernahme von Sprachmittlung nur in Teilen, denn grundsätzlich gilt Deutsch als Amtssprache. Ausnahmen bestehen nur für EU-Bürger/-innen und anerkannte Flüchtlinge. Sprachmittlungsstrukturen können unter diesen Umständen in vielen Regionen nicht ohne Unterstützung wirtschaftlich arbeiten. Dies zieht gerade in weniger urbanen Regionen das Fehlen von Sprachmittlung oder qualitativ minderwertige Sprachmittlungsmodelle mit prekären Beschäftigungsverhältnissen für Mittler/-innen nach sich.

Die Verbände der BAGFW empfehlen daher, einen allgemeinen Anspruch auf Sprachmittlung für Personen zu schaffen, deren Deutschkenntnisse nicht ausreichen, um ihren Anspruch auf Leistungen einlösen zu können. Hierzu wurden konkrete Änderungsvorschläge der Sozialgesetzbücher erarbeitet.

Das Wort der Freien Wohlfahrtspflege hat Gewicht, denn die BAGFW stellt eine gemeinsame Arbeitsplattform der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege dar. Diese Spitzenverbände vertreten nach eigenen Angaben bundesweit über 90.000 Einrichtungen.

 

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